AfBN – Stellungnahme zur energetischen Futterbewertung beim Schwein auf Basis Umsetzbarer Energie versus Nettoenergie

Zusammenfassung

Die vorliegende Stellungnahme ist eine umfassende Darlegung der wissenschaftlichen Argumente sowie der für die praktische Fütterung und Rationsgestaltung relevanten Aspekte, die bei der Futterbewertung beim Schwein auf der Basis der Umsetzbaren Energie (ME) und der Nettoenergie (NE) von Bedeutung sind. 

Die ME gibt das Vermögen eines Futtermittels an, dem Stoffwechsel des Tieres Energie bereitzustellen. Die NE berücksichtigt darüber hinaus die im Stoffwechsel auftretenden, nährstoffspezifischen Wärmeverluste und gibt die beim wachsenden Tier retinierte Energie (RE) an. Da die Höhe dieser Verluste insbesondere beim Protein jedoch nicht konstant ist, und der Bedarf für den Grundumsatz sowie für die Trächtigkeit, Thermoregulation und Bewegungsaktivität als Äquivalent zur RE angegeben werden muss, ergeben sich daraus Probleme bzw. Ungenauigkeiten. Die RE als Teil der Leistungsvorhersage gelingt mit einem NE-System daher nur begrenzt. Erst wenn die Zusammensetzung der Ration, insbesondere deren Protein- und Aminosäurengehalte vorliegen sowie die Eigenschaften des Tieres, vor allem dessen Proteinansatzvermögen, bekannt sind, ist eine Vorhersage des Wachstums, der Körperzusammensetzung und der ausgeschiedenen Nährstoffe möglich.

Umfangreiche Berechnungen, die in Zusammenarbeit mit einem großen Futterhersteller durchgeführt wurden, haben ergeben, dass Mischfutteroptimierungen auf der Basis NE gegenüber ME nicht zu einer Kostenreduktion und auch nicht zu einer Absenkung des Proteingehalts führen. Ein einzelnes NE-System hat darüber hinaus den Nachteil, dass es mit anderen NE-Systemen nicht kompatibel ist, während die NE-Werte verschiedener NE-Systeme sich in der Regel aus der ME berechnen lassen. Ein ganz erhebliches Problem wird auch darin gesehen, dass die Möglichkeit einer experimentellen Überprüfung von NE-Werten aufgrund des hohen Aufwands für Respirationsversuche nicht gegeben ist. Die ME hingegen lässt sich mit Hilfe eines Verdaulichkeitsversuchs, ergänzt durch eine Harnsammlung, bestimmen. Zukünftige neue Erkenntnisse über die Effizienz der Nährstoffverwertung und den Bedarf können in einem ME-System bei den Versorgungsempfehlungen einfacher und rascher berücksichtigt werden als in NE-Systemen, da hier die Futterwerte und damit auch Tabellenwerke geändert werden müssen.
Es ist daher weder aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll noch im Interesse der landwirtschaftlichen Praxis, eine Umstellung von der ME auf eines der vorhandenen NE-Systeme vorzunehmen. Eine Rationsgestaltung auf Basis der ME ist nach heutigen Wissensstand als ‚best practice‘ anzusehen.

AfBN-ME-NE-Schwein_de [PDF]